Kirchen

Unsere drei Kirchen

Die alten Kirchen auf der Insel Rügen – und nicht nur hier – sind Heiligen geweiht. Und sie sind geostet, d.h. die Grundsteine sind beim Bau am Gedenktag des jeweiligen Heiligen bei Sonnenaufgang gesetzt worden und der Bau ist nach Osten und nach dem Licht ausgerichtet worden.

In Binz gibt es einfach die „Evangelische Kirche“, erbaut 1911 - 1913. Zu dieser Zeit war diese Art der Weihe nicht üblich.

Die Zirkower Kirche ist dem Heiligen Johannes geweiht und die Kirche von Lancken-Granitz dem Heiligen Andreas. 

Evangelische Kirche in Binz

Seien Sie herzlich willkommen in der Evangelischen Kirche Binz. Sie sind eingeladen, hier etwas Ruhe zu finden. Sie sind eingeladen zu schauen.
Aber hier gibt es doch nicht viel zu sehen, sagen manche Gäste. Waren hier nicht ´mal Fresken? Danach sollten Sie ´mal suchen!
Nein, hier waren früher keine Fresken. Dazu ist die Kirche nicht alt genug. Erst 1911 wurde der Grundstein gelegt. Vorher gingen die Binzer nach Zirkow zum Gottesdienst. Als sich Binz um 1880 zu einem größeren Badeort entwickelte, beschloss die Kirchengemeinde, hier im Stil der Neugotik eine Kirche zu bauen. 1913 wurde die Kirchweihe gefeiert. Die Evangelische Kirche Binz hat eine Besonderheit. Gewöhnlich sind die Türme von Kirchen auf der Westseite über dem Eingang, während der Altar nach Osten ausgerichtet ist, woher das Licht kommt. In Binz zeigt der Altar nach Nordosten und der Turm ist über dem Altar. Vielleicht ist die Lage am Hügel der Grund dafür. Unsere Kirche grenzt an einen Buchenwald. Die Turmspitze mit dem vergoldeten Hahn ragt nur knapp über die Bäume. Der Evangelist Matthäus erzählt, dass Petrus dreimal behauptet, Jesus nicht zu kennen. Als dann der Hahn kräht, wird Petrus dies bewusst und er weint bitterlich. Der Hahn ist das Tier, das zwischen Tag und Nacht unterscheiden kann. Er kräht, wenn die Nacht schwindet und der Tag kommt. Der Hahn auf Kirchtürmen ist deshalb ein Künder des wahren Lichtes, das sich in Christus zeigt, und ein Mahner, zu Christus, den wir im Nächsten finden, zu stehen.
Im Turm hängen drei Glocken, die 1912 in Bochum aus Stahl gegossen wurden. Bis 2017 wurden sie mit dem Glockenseil gezogen. Seither gibt es eine elektrische Glockenläuteanlage.
Und innen in der Kirche? Ist da wirklich nichts zu sehen?
Das Kirchenschiff hat sechs Fenster entsprechend den sechs biblischen Schöpfungstagen. Das siebente Fenster, das die Feier und das Lob Gottes symbolisiert, befindet sich im Altarraum.
Auf dem Weg zum Altar steht der Taufstein als Zeichen dafür, daß die Taufe ein Weg zu Gott ist. Der Fuß des Taufsteins ist achteckig. Das ist nicht zufällig. Das Alte Testament erzählt von sieben Schöpfungstagen. Das Neue Testament sieht in der Taufe die neue Schöpfung. Um über die Sieben hinauszuweisen, muss der Taufstein also acht Ecken haben. Der Altar mit dem Kruzifix, die Kanzel und der Orgelprospekt wurden 1912 in Bethel von dem Tiroler Bildschnitzer Ferdinand Stufflesser gearbeitet. Eine alte Legende erzählt, das Holz des Kreuzes auf Golgatha stamme von dem Baum des Lebens im Paradiesgarten. Damit wird die Hoffnung ausgedrückt, dass durch den Tod Jesu hindurch neues Leben blüht. In gotischen Kirchen „wachsen“ deshalb oft grün bemalte Blätter aus dem Altarkreuz. In der neugotischen Binzer Kirche bilden die grünen Scheiben des Chorraumfensters den Blätterkranz um das Kruzifix. Das Fenster selbst ist ein Auferstehungsbild und zeigt Christus als Lamm mit der Siegesfahne. Die Auferstehung ist gewissermaßen hinter dem Kreuz verborgen. Aber in manchen Lebensdingen muss man eben „dahinter“ schauen.
Der Altar und die Kanzel sind mit Vorhängen (lat. Antependien) geschmückt, die jeweils die Farbe des Kirchenjahres haben. Weihnachten und Ostern als Christusfeste haben die Farbe des Lichtes, weiß. Vorbereitungs- und Fastenzeiten wie Advent und Passion sind violett. Feste mit der Bitte um den Heiligen Geist wie Pfingsten, Konfirmation, Trauung und Reformation haben die Farbe des Feuers, rot. Die Trinitatiszeit, die von der Hoffnung und von der „Grünkraft“ des Lebens erzählt, ist grün. Das grüne Antependium unserer Kirche trägt die Anfangsbuchstaben des Wortes Christus in Griechisch, das Chi und das Rho, und Alpha und Omega, den Anfang und das Ende des griechischen Alphabeths, weil Christus der Anfang und die Vollendung des Vertrauens auf Gott ist.
Wenn Sie sich vom Altar umwenden, sehen Sie die pneumatische Orgel. Sie wurde 1912 von der damals renommierten Stettiner Orgelbaufirma Barnim Grüneberg gebaut und im Jahr 2012 teilweise restauriert. Die Orgel hat 14 Register und zählt 729 Pfeifen. Während der Sommerzeit sind Sie zweimal wöchentlich, jeweils montags und donnerstags herzlich willkommen zu Konzerten auf der Orgel und anderen Instrumenten. Gottesdienst feiern wir jeden Sonntag um 9.30 Uhr.
So gibt es in dieser Kirche doch viel zu sehen und zu hören.
Im Jahr 2000 hat die Evangelische Kirche Binz einen neuen atmungsaktiven Muschelkalkputz erhalten. Im März 2007 wurde die Kirche mit einer Mischung aus Sumpfkalk und Quark gestrichen.

Um die drei Kirchen unseres Gemeindebereiches, Binz, Zirkow und Lancken-Granitz zu erhalten, erbitten wir Ihre Spende in die Kollektenkästen oder auf das Konto unserer Gemeinde:

Evangelische Kirchengemeinde Binz
DE 711 50 50 5000 840 120 648
NOLADE21GRW
Sehr herzlichen Dank.

St. Johannes Kirche Zirkow

Das kleine Dorf Zirkow liegt an der Straße von Bergen in Richtung Mönchgut. Zu Zirkow gehören heute die Ortsteile Dalkvitz, Darz, Hagen, Nistelitz, Pantow, Schmacht, Seelvitz, Serams, Viervitz und Zargelitz.
Bis 1906 gehörte auch Binz dazu. In jenem Jahr ist Binz von der "Muttergemeinde" getrennt und selbstständige Kirchengemeinde geworden. Bis die Binzer Kirche im Jahr 1912 fertiggestellt war, gingen die Binzer und die Gäste allerdings weiterhin nach Zirkow zur Kirche oder feierten sommers Gottesdienst im Wald. Auch alle Taufen und Trauungen fanden noch in der St. Johanneskirche in Zirkow statt. Die Beerdigungen nicht mehr, denn den Friedhof am Ortsausgang von Binz in Richtung Zirkow gab es 1906 bereits.
Mit dem 1.1.2003 ist die "Mutter wieder zur Tochter gekommen". Das heißt, die Zirkower Kirche wird vom Pfarramt Binz betreut. Seit 2005 sind beide Kirchengemeinden formal wieder vereinigt.
Fährt man durch Zirkow, sieht man die schlanke Turmspitze, die sich über das Dorf erhebt. Sie ist achtseitig und wurde 2017 neu mit Holzschindeln gedeckt. 
Zuvor wurde der Turm gesichert und neu verfugt und die Schalltüren sind erneuert worden. Im Turm befindet sich eine Bronzeglocke von 1469, die noch immer zum Gebet ruft. Im Jahr 2007 ist diese Glocke mit einer elektrischen Läuteanlage ausgestattet worden. Die gußeiserne Glocke von 1919 darf nicht mehr geläutet werden und wurde abgenommen.
Eine Kirche ist für den Ort bereits 1313 in einer Urkunde erwähnt. Der heutige Backsteinbau ist aber in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts zu datieren. In eine Gewölbekappe ist die Jahreszahl 1417 eingeritzt, zusammen mit dem Namen Bartholomäus Blome, der ein Handwerksmeister gewesen sein mag.
Die Kirche hat ein dreijochiges Langhaus und einen zweijochigen Chor. 1906 wurde die Kirche neu instandgesetzt und 1949 wurden die auffälligen Gewölbemalereien freigelegt. 2016 wurde mit Hilfe von Spenden und Stiftungsgeldern (KiBa, DSD, Hoffmann-Stiftung) das Dachtragwerk des Kirchenschiffes erneuert und das Dach neu eingedeckt. Das Dach des Chorraums und das Gewölbe muß noch saniert werden und wir erbitten dazu weitere Spenden.
Betritt man die Kirche, fällt der Kanzelaltar aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ins Auge. Links vom Kanzelaltar gibt es die Sakristei und rechts davon geht es in den Beichtstuhl/die Beichtkammer aus derselben Zeit. Das ist für eine evangelische Kirche ungewöhnlich. Die Entstehungszeit fällt aber in die schwedische Besatzungszeit (1648-1813) und das lutherische Schweden hat seine hochkirchliche Prägung in mehreren Kirchen Rügens hinterlassen.
Aus jener Zeit stammt auch der Taufengel, der zur Taufe jeweils heruntergelassen wurde. Jetzt steht auf dem Weg zum Kanzelaltar der neugotische Taufstein von 1912 und symbolisiert die Taufe als Weg zu Gott. Wendet man sich um, fällt der Blick auf den neugotischen Orgelprospekt. Die Orgel ist um 1859 von der Stralsunder Orgelbaufirma Mehmel gebaut worden und hat 9 Register. 2012 wurde die Orgel saniert.
In der St. Johanneskirche in Zirkow werden etwa vierzehntägig jeweils um 11.00 Uhr und zu den Festen meistens um 14.00 Uhr Gottesdienste gefeiert. Also eine gute Gelegenheit für alle, die gerne länger schlafen …

St. Andreas Kirche Lancken Granitz

Die aus Backstein und Feldsteinen gebaute Kirche entstand im 15. Jahrhundert. Anfang jenes 
Jahrhunderts wurde das dreijochige Kirchenschiff und der zweijochige, in das Schiff eingerückte rechteckige Chor errichtet. Der westlich des Kirchenschiffs befindliche, quadratische, ebenfalls in das Schiff eingerückte Turm wurde Ende des 15. Jahrhunderts erbaut. Nördlich des Chors befindet sich die Sakristei, südlich die sogenannte Priesterpforte. Die Türen und Fenster des Gebäudes sind als Spitzbogen gestaltet. An der östlichen Wand des Chors befindet sich ein aus Stein gefertigtes Tabernakel und eine Wandnische, wo sich eine Piscina befunden haben mag. Dort hinein wurde das Wasser gegossen, mit dem der Priester sich vor der Kommunion die Hände und nach der Kommunion die Kultgefäße wusch. In dieser Wand befindet sich auch eine mit einer eisenbeschlagenen Tür versehene Sakramentsnische. Im Inneren verfügt die Kirche über Kreuzrippengewölbe.
Auf dem gemauerten Altar gab es bis 1972 einen, das Altarfenster verdeckenden, barocken Aufsatz mit einer Kopie von Raffaels „Madonna della sedia“ (1513/1514), angefertigt von H. Rinck im Jahr 1818. 
Aus der Entstehungszeit der Kirche und somit vom 
Anfang des 15. Jahrhunderts befinden sich noch Wandmalereien im Gebäude, im östlichen Chorgewölbe das Schweißtuch der Veronika und in den Gewölbezwickeln Drolerien. 2017 wurde bei der Gewölberestaurierung oberhalb der Orgel eine Malerei mit einem Gesicht und Hut, der Jahreszahl 1455 und einer nicht vollständig entzifferbaren Inschrift gefunden: „ Im Jahr des Herrn 1455 am Tag vor … und ewige Jungfrau … wurde dieses Werk pflichtschuldigst vollendet durch den Meister Nikolaus … und seinen Gehilfen.“
Ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert stammt ein hölzernes Altarkreuz und eine schlanke dekorlose Bronzeglocke. Das hölzerne Chorgestühl (Zelebrantensitz) datiert von 
1522. Die Kanzel stammt aus dem Jahr 1598. Sie ist aus Holz gefertigt. Ein polygonaler Korb wird von einer durch Rundbogenfelder gegliederte Brüstung eingefasst. In den Feldern befinden sich als gemalte Halbfiguren Christus, Johannes der Täufer, Evangelisten und Pastor, aber auch Wappen, so das von Putbus, Hausmarken, Monogramme und Bibelzitate in Niederdeutsch. An der Tür befindet sich eine den Heiligen Andreas darstellende Ganzfigur. Die Arkaden der Brüstung des Aufgangs zur Kanzel sind mit Darstellungen von Paulus und dem Evangelisten 
Johannes versehen. Bekrönt wird die Kanzel von einem
Schalldeckel in Sternform mit Akroterien. Porträts von Martin Luther und Philipp Melanchthon (oder Johann Bugenhagen?) befinden sich am Pfeiler der Kanzel.
Drei in der Kirche befindliche Kabinettscheiben entstanden im 17. Jahrhundert. Sie zeigen Herkules mit dem Löwen, Namen und das Wappen Smieterlöw. Auf dem die Kirche umgebenen Friedhof befinden sich diverse Ende des 18./ Anfang des 19. Jahrhunderts aus Kalkstein gefertigte Grabsteine.
Die Orgel wurde 1865 von einem unbekannten Orgelbauer erbaut. 1909 wurde das Instrument durch den Orgelbauer Barnim Grüneberg (Stettin) umgebaut und erweitert.
2019 wurden umfangreiche Maßnahmen zur Trockenlegung des Mauerwerkes ergriffen. Die Sanierungen wurden durch viele Spenden und Gelder der Landeskirche und durch Stiftungen (KiBa, DSD, Hoffmann-Stiftung unterstützt und wir freuen uns über weitere Spenden zur Erhaltung der Kirche.

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