Seien Sie herzlich willkommen in der Evangelischen Kirche Binz. Sie sind eingeladen, hier etwas Ruhe zu finden. Sie sind eingeladen zu schauen.
Aber hier gibt es doch nicht viel zu sehen, sagen manche Gäste. Waren hier nicht ´mal Fresken? Danach sollten Sie ´mal suchen!
Nein, hier waren früher keine Fresken. Dazu ist die Kirche nicht alt genug. Erst 1911 wurde der Grundstein gelegt. Vorher gingen die Binzer nach Zirkow zum Gottesdienst. Als sich Binz um 1880 zu einem größeren Badeort entwickelte, beschloss die Kirchengemeinde, hier im Stil der Neugotik eine Kirche zu bauen. 1913 wurde die Kirchweihe gefeiert. Die Evangelische Kirche Binz hat eine Besonderheit. Gewöhnlich sind die Türme von Kirchen auf der Westseite über dem Eingang, während der Altar nach Osten ausgerichtet ist, woher das Licht kommt. In Binz zeigt der Altar nach Nordosten und der Turm ist über dem Altar. Vielleicht ist die Lage am Hügel der Grund dafür. Unsere Kirche grenzt an einen Buchenwald. Die Turmspitze mit dem vergoldeten Hahn ragt nur knapp über die Bäume. Der Evangelist Matthäus erzählt, dass Petrus dreimal behauptet, Jesus nicht zu kennen. Als dann der Hahn kräht, wird Petrus dies bewusst und er weint bitterlich. Der Hahn ist das Tier, das zwischen Tag und Nacht unterscheiden kann. Er kräht, wenn die Nacht schwindet und der Tag kommt. Der Hahn auf Kirchtürmen ist deshalb ein Künder des wahren Lichtes, das sich in Christus zeigt, und ein Mahner, zu Christus, den wir im Nächsten finden, zu stehen.
Im Turm hängen drei Glocken, die 1912 in Bochum aus Stahl gegossen wurden. Bis 2017 wurden sie mit dem Glockenseil gezogen. Seither gibt es eine elektrische Glockenläuteanlage.
Und innen in der Kirche? Ist da wirklich nichts zu sehen?
Das Kirchenschiff hat sechs Fenster entsprechend den sechs biblischen Schöpfungstagen. Das siebente Fenster, das die Feier und das Lob Gottes symbolisiert, befindet sich im Altarraum.
Auf dem Weg zum Altar steht der Taufstein als Zeichen dafür, daß die Taufe ein Weg zu Gott ist. Der Fuß des Taufsteins ist achteckig. Das ist nicht zufällig. Das Alte Testament erzählt von sieben Schöpfungstagen. Das Neue Testament sieht in der Taufe die neue Schöpfung. Um über die Sieben hinauszuweisen, muss der Taufstein also acht Ecken haben. Der Altar mit dem Kruzifix, die Kanzel und der Orgelprospekt wurden 1912 in Bethel von dem Tiroler Bildschnitzer Ferdinand Stufflesser gearbeitet. Eine alte Legende erzählt, das Holz des Kreuzes auf Golgatha stamme von dem Baum des Lebens im Paradiesgarten. Damit wird die Hoffnung ausgedrückt, dass durch den Tod Jesu hindurch neues Leben blüht. In gotischen Kirchen „wachsen“ deshalb oft grün bemalte Blätter aus dem Altarkreuz. In der neugotischen Binzer Kirche bilden die grünen Scheiben des Chorraumfensters den Blätterkranz um das Kruzifix. Das Fenster selbst ist ein Auferstehungsbild und zeigt Christus als Lamm mit der Siegesfahne. Die Auferstehung ist gewissermaßen hinter dem Kreuz verborgen. Aber in manchen Lebensdingen muss man eben „dahinter“ schauen.
Der Altar und die Kanzel sind mit Vorhängen (lat. Antependien) geschmückt, die jeweils die Farbe des Kirchenjahres haben. Weihnachten und Ostern als Christusfeste haben die Farbe des Lichtes, weiß. Vorbereitungs- und Fastenzeiten wie Advent und Passion sind violett. Feste mit der Bitte um den Heiligen Geist wie Pfingsten, Konfirmation, Trauung und Reformation haben die Farbe des Feuers, rot. Die Trinitatiszeit, die von der Hoffnung und von der „Grünkraft“ des Lebens erzählt, ist grün. Das grüne Antependium unserer Kirche trägt die Anfangsbuchstaben des Wortes Christus in Griechisch, das Chi und das Rho, und Alpha und Omega, den Anfang und das Ende des griechischen Alphabeths, weil Christus der Anfang und die Vollendung des Vertrauens auf Gott ist.
Wenn Sie sich vom Altar umwenden, sehen Sie die pneumatische Orgel. Sie wurde 1912 von der damals renommierten Stettiner Orgelbaufirma Barnim Grüneberg gebaut und im Jahr 2012 teilweise restauriert. Die Orgel hat 14 Register und zählt 729 Pfeifen. Während der Sommerzeit sind Sie zweimal wöchentlich, jeweils montags und donnerstags herzlich willkommen zu Konzerten auf der Orgel und anderen Instrumenten. Gottesdienst feiern wir jeden Sonntag um 9.30 Uhr.
So gibt es in dieser Kirche doch viel zu sehen und zu hören.
Im Jahr 2000 hat die Evangelische Kirche Binz einen neuen atmungsaktiven Muschelkalkputz erhalten. Im März 2007 wurde die Kirche mit einer Mischung aus Sumpfkalk und Quark gestrichen.
Um die drei Kirchen unseres Gemeindebereiches, Binz, Zirkow und Lancken-Granitz zu erhalten, erbitten wir Ihre Spende in die Kollektenkästen oder auf das Konto unserer Gemeinde:
Evangelische Kirchengemeinde Binz
DE 711 50 50 5000 840 120 648
NOLADE21GRW
Sehr herzlichen Dank.